Hürdenlauf gegen Zeit und Raum.

Thomas Zöschinger, Leiter Warenausgang, skizziert im Interview die angespannte Lage der Transportbranche.

Seit 2018 ist Thomas Zöschinger für den Warenausgang bei robatherm zuständig.
Seit 2018 ist Thomas Zöschinger für den Warenausgang bei robatherm zuständig.

Hygienisch verpackt und pünktlich am Ziel? Für die Lieferung unserer RLT-Geräte ist das eigentlich selbstverständlich. Doch der komplexe Logistiksektor ist ein extrem schwieriges Terrain geworden. Thomas Zöschinger veranschaulicht im Gespräch die Unwägbarkeiten, gegen die er täglich ankämpft. Er spricht offen an, was sich verändert hat. Wo Hindernisse im Weg stehen – und wie man sie bei robatherm professionell überwindet.

Insgesamt 15.485 Gerätesegmente wurden 2021 verladen.
Insgesamt 15.485 Gerätesegmente wurden 2021 verladen.

Interview

Ihre Aufgaben und Ziele beim Versand sind ja recht klar: Alles soll pünktlich und unversehrt beim Kunden eintreffen. Was hat sich in den letzten Jahren verändert?

Thomas Zöschinger: „Da kommt einiges zusammen. Natürlich hat die Pandemie für neue Herausforderungen gesorgt. Die wechselnden Einreise- und Quarantänebestimmungen bringen unsere gut geplanten Prozesse ziemlich durcheinander. Unterbrochene Lieferketten und verspätet eintreffende Teile machen uns das Leben schwer.“

Was bedeutet das für den Warenausgang konkret?

Thomas Zöschinger: „Zusätzlich zum regulären Versand unserer RLT-Geräte und Ersatzteile, wächst der Anteil an Nachlieferungen, die wir zusätzlich verpacken und verschicken müssen. Für uns heißt das: viel Mehrarbeit – und laufend umdisponieren. Das gehört im Warenausgang bereits zum Tagesgeschäft.“

Alle Prozesse bei robatherm konzentrieren sich auf eine pünktliche Lieferung der RLT-Geräte. Und die veränderten Bedingungen treffen genau diesen kritischen Faktor – den Versand. Eine Mammutaufgabe?

Thomas Zöschinger: „Das trifft es recht gut. Man muss es sich so vorstellen: Wir haben in vielen Einzelschritten alles präzise geplant und abgestimmt, um pünktlich auf der Baustelle anzuliefern. Unvorhersehbare Verkehrsverhältnisse wie Staus und Pannen gab es zwar schon früher. Doch neuerdings warten weitere Hürden auf uns. Vor allem solche, die wir nicht oder nur kaum beeinflussen können.“

Können Sie ein Beispiel nennen?

Thomas Zöschinger: „Leider sind kurzfristige Ausfälle von LKW-Fahrern und Fahrzeugen mittlerweile an der Tagesordnung.“

Das leuchtet ein. Corona macht die Situation vermutlich auch nicht leichter?

Thomas Zöschinger: „So ist es, und der pandemiebedingte Aufwand summiert sich: Zum einen erschweren Quarantäne- und Einreisebestimmungen die Disposition. Zum anderen müssen wir aufgrund von Sicherheitsvorkehrungen mehr Zeit zur Be- und Entladung einkalkulieren. Ganz klar, die Verhältnisse im Transportsektor sind insgesamt deutlich komplizierter geworden. Zum Glück sind wir gut gerüstet, sodass in der Regel trotzdem alles fristgerecht und wohlbehalten ankommt.“

Gereinigt und verpackt: robatherm-Geräte warten auf die Verladung und den Transport.
Gereinigt und verpackt: robatherm-Geräte warten auf die Verladung und den Transport.

Demnach könnte man denken, dass nach hinten verschobene Termine erleichternd für Sie wären, oder?

Thomas Zöschinger: „Keineswegs. Denn was sich leider häuft, sind gravierende Terminverschiebungen. Oft gleich um mehrere Monate. Hauptproblem sind die Raumkapazitäten, die bei robatherm eigentlich sehr komfortabel bemessen sind. In unserem Werk in Jettingen-Scheppach steht nämlich eine ganze Halle zur Verfügung, um die gereinigten, hygienisch verpackten Geräte für den Transport wettergeschützt zu lagern und zu verladen. Man kann sich nun vorstellen, was durch Terminverschiebungen passiert: Transportfertige Geräte belegen den Platz, den wir eigentlich für die nächsten neuen Geräte benötigen.“

Dann wird es irgendwann ziemlich eng. Mit welchen Folgen?

Thomas Zöschinger: „Wir planen schon sehr gewissenhaft. Doch bei langfristigen Verschiebungen müssen die jeweiligen RLT-Geräte an einem Platz zwischengelagert werden, an dem sie uns nicht ständig im Wege stehen. Und je mehr sich ansammeln, desto häufiger müssen wir sie umlagern – schließlich sollen ja auch diejenigen Geräte rechtzeitig verladen werden, die mit dem Versand an der Reihe sind.“

Ist die Lage im Warenverkehr und Transportwesen nicht überall sehr angespannt?

Thomas Zöschinger: „Absolut. Und wir wollen ja nicht nur dafür sorgen, die RLT-Geräte von A nach B zu bewegen. Transport und Anlieferung müssen unseren Qualitätsansprüchen lückenlos gerecht werden. Da wir besonders hohe Verlässlichkeit erwarten, können und wollen wir nur mit ausgewählten Speditionen zusammenarbeiten – was uns zum nächsten Problem führt …“

Und das wäre?

Thomas Zöschinger: „Nun, der ganze Logistikmarkt ist gerade in Turbulenzen. Neben allen Unwägbarkeiten auf dem Landweg kommt auch der Schiffsverkehr ins Schlingern. Leere Container sind seit einiger Zeit Mangelware. Andererseits sind zwar leere LKWs vorhanden. Aber es fehlen qualifizierte Fahrer. Nebenbei gehen noch die Kraftstoffpreise durch die Decke, was die Transportkosten in die Höhe treibt. Man braucht schon ein richtig gutes Team, um hier die Dinge im Lot zu halten. Beruhigend, dass ich auf meine Kolleginnen und Kollegen zählen kann.“

Vermutlich müssen Sie unter diesen Umständen auch oft Kompromisse eingehen?

Thomas Zöschinger: „Wir müssen vor allem Prioritäten setzen. Die Zufriedenheit der Kunden steht natürlich immer ganz oben. Und die Rahmenbedingungen sind, wie sie sind. Beispielsweise bemühen wir uns immer darum, dass die eingesetzten LKW-Fahrer die Sprache des Zielortes sprechen. In der aktuellen Situation klappt das nicht immer. Die Erfahrung zeigt aber auch, dass unseren Kunden eine pünktliche Lieferung viel wichtiger ist. Also würden wir im Zweifelsfall eher fristgerecht in Spanien anliefern, als auf einen spanisch sprechenden Fahrer zu warten.“

Die Verladung der RLT-Geräte erfolgt witterungsgeschützt im Gebäude.
Die Verladung der RLT-Geräte erfolgt witterungsgeschützt im Gebäude.

Sie beschreiben eindrücklich, wie viele Hürden im Logistikbereich parallel zu bewältigen sind. Bleibt da überhaupt noch Raum für übergeordnete Themen wie Nachhaltigkeit?

Thomas Zöschinger: „Wo immer es möglich ist, achten wir auch auf nachhaltige Vorgänge. Nicht nur durch den Einsatz von Elektro-Gabelstaplern. Sondern zum Beispiel auch bei der Müllvermeidung und Wiederverwertung von Verpackungsmaterial wie Chips oder Schnellsteckkisten aus Holz. Außerdem können wir durch eine optimale Transportplanung die Anzahl der nötigen LKWs minimieren – das senkt die Emissionen.“

Dennoch verlassen bei robatherm jeden Tag viele LKWs den Warenausgang. Steht das nicht im Widerspruch zum zeitgemäßen Streben nach mehr Nachhaltigkeit?

Thomas Zöschinger: „Natürlich gibt es immer Verbesserungspotenzial. Aber ich kann versichern, dass wir ein Transportvolumen auf möglichst wenige LKWs verteilen. Übrigens senkt das ja auch die Kosten. Die von uns gewählten Fahrzeuggrößen richten sich generell nach dem benötigten Platz, so vermeiden wir leeren Frachtraum. Eine Stellschraube hierfür auch ist die Bündelung von Lieferungen zu unseren internationalen Partnern. Das Gebot lautet: LKWs möglichst voll beladen auf die Reise schicken.“

Nachhaltig und umweltschonend: Es kommen ausschließlich Elektro-Gabelstapler zum Einsatz.
Nachhaltig und umweltschonend: Es kommen ausschließlich Elektro-Gabelstapler zum Einsatz.

Gelingt das immer?

Thomas Zöschinger: „Meistens schon. Wenn wir allerdings auf bestimmte Bedingungen keinen Einfluss mehr haben, wird ein nachhaltiger Transport erschwert. Etwa wenn Kunden eine Just-in-Sequence-Anlieferung wünschen. Konkret bedeutet das, dass immer ein zum jeweiligen Montageablauf passendes Geräteteil angeliefert werden soll. Folglich können wir die Geräteteile dann nicht mehr platzoptimiert auf die LKWs verteilen, sondern müssen uns nach dem Montageablauf am Bestimmungsort richten. Unserer effizienten Planung wirkt das natürlich entgegen.“

Es wird ja oft gefordert, mehr Warentransporte auf die Schiene zu verlagern. Wäre das für robatherm eine denkbare Alternative?

Thomas Zöschinger: „Grundsätzlich eine sinnvolle Forderung. Für robatherm ist es eine ideale Ergänzung, aber keine Alternative. Denn in vielen Fällen sind die Geräte für den Bahntransport per Container schlichtweg zu groß. Zudem verfügt fast keine Baustelle über einen Gleisanschluss. Ein solcher wäre deshalb auch für robatherm nicht geeignet, obwohl wir hier direkt an der Bahnstrecke Ulm – Augsburg liegen.“

Und Abfahrt: robatherm LKWs pendeln täglich für den Materialtransport zwischen den Werken.
Und Abfahrt: robatherm LKWs pendeln täglich für den Materialtransport zwischen den Werken.

Heißt das, für robatherm ist der Transportweg Schiene kaum relevant?

Thomas Zöschinger: „Im Gegenteil! Wir arbeiten sogar sehr intensiv mit dem nahegelegenen Containerbahnhof zusammen. Sofern es die Rahmenbedingungen zulassen, beladen wir hier im Werk die Container mit RLT-Geräten und Material. Nach dem kurzen Weg auf der Straße erfolgt die Verladung auf einen Güterzug – und dann gegebenenfalls der Weitertransport auf einem Schiff. Am Zielort brauchen wir dann aber wieder den LKW für die letzten Meter zum Kunden.“

Können Sie ungefähr sagen, wie viele Fahrten von robatherm per Bahn durchgeführt werden?

Thomas Zöschinger: „Die Zahl schwankt ziemlich stark. Im Jahr 2020 waren es beispielsweise knapp 700 Container, sodass wir im Endeffekt 700 lange LKW-Fahrten von der Straße auf die Schiene verlagert haben. Damit fahren wir nicht nur ziemlich gut, sondern auch ziemlich nachhaltig.“

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