Dicke Luft in Schulen.
Die Luft in vielen Klassenzimmern lässt zu wünschen übrig. Eine Umfrage von robatherm zeigt deutlich: Wir benötigen einen Klimawandel im Klassenzimmer.
Der Schlüssel zum Lernerfolg ist bekanntermaßen vielschichtig. Zu den äußeren Einflussfaktoren zählt auch eine förderliche Umgebung. Was allzu leicht aus dem Blick gerät: Die Qualität der Raumluft spielt dabei eine ganz entscheidende Rolle. Einschlägige Studien und eine Befragung von Lehrkräften zeigen uns, dass in Sachen Raumklima an vielen deutschen Schulen akuter Handlungsbedarf herrscht. Jetzt, im Zuge der Pandemie, rückt das Thema wegen der Ansteckungsgefahr durch Aerosole verstärkt in den Fokus. Doch das Kernproblem wird sich auch nach COVID-19 nicht in Luft auflösen. Klassenzimmer brauchen einen Klimawandel. Die aktuelle Lage setzt eine klare Priorität: Man konzentriert sich in Schulen auf die Vermeidung von Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2. Im Zuge dessen wurden auch mobile Luftreinigungsgeräte ins Gespräch gebracht. Deren Wirksamkeit und Leistungskapazitäten für Klassenzimmer sind allerdings höchst umstritten. Aus der Not heraus kommt in Schulen nun ein ebenso einfaches wie effektives Mittel gegen die Übertragung des Virus zum Einsatz: die Lüftungspause. Sie wirkt zwar temporär, doch die permanenten Unterbrechungen des Unterrichts bringen neue Probleme mit sich – unangenehme Temperaturschwankungen, störende Unruhe, ständige Diskussionen. In einem Schulsystem des 21. Jahrhundert wirkt diese Form der Frischluftzufuhr unzeitgemäß und etwas hilflos.
Ein leichter Stoff, der das Lernen erschwert
Das Grundproblem liegt in der Zusammensetzung „verbrauchter“ Raumluft. Als natürliches Abbauprodukt der menschlichen Atmung ist Kohlendioxid (CO₂) ein wichtiger Indikator für die Luftqualität. Während im Freien nur rund 400 ppm CO₂ gemessen werden, herrscht in ungelüfteten Klassenräumen nicht selten ein Vielfaches dieser Konzentration. Dicke Luft sozusagen. Denn durch die stundenlange Anwesenheit vieler Schüler*innen und Lehrkräfte steigt der CO₂-Gehalt in geschlossenen Klassenräumen schnell auf ein bedenklich hohes Maß. Die Erkenntnisse zur Wirkung erhöhter CO₂-Werte sind keineswegs neu.
Schon 1858 hat der Hygieniker Max von Pettenkofer festgestellt, dass die Konzentration von Kohlendioxid in Schulen nicht mehr als ein Promille (entspricht 1.000 ppm) betragen sollte. Dieser Grenzwert für Räume, in denen gelehrt und gelernt wird, hat auch heute noch Gültigkeit. Insofern sind einige Untersuchungen hierzu bemerkenswert und alarmierend zugleich: Messungen an Schulen haben ergeben, dass bereits innerhalb der ersten zwei Unterrichtsstunden in ungelüfteten Klassenzimmern häufig eine CO₂-Konzentration von 2.000 ppm überschritten wird. Vom Umweltbundesamt werden Werte dieser Größenordnung als „hygienisch inakzeptabel“ eingestuft.
Auch bei Kohlendioxid gilt:
Die Konzentration macht den Unterschied. Ein zu hoher CO₂-Gehalt kann leistungsmindernde Symptome hervorrufen, die niemand gebrauchen kann. Schon gar nicht in der Schule:
- Wahrnehmungsstörungen
- Geschwächte Aufmerksamkeit
- Reduzierte Konzentrationsfähigkeit
- Gestörtes Denkvermögen
- Antriebsschwäche
- Veränderung des sozialen Verhaltens
Dem CO₂ auf der Spur
Die Gründe für eine sich schnell verschlechternde Raumluftqualität sind komplex. Ein wichtiger Faktor ist der verfügbare Luftraum pro Raumnutzer. Für die Ermittlung wird das Volumen der Klassenräume mit der Anzahl der darin befindlichen Personen ins Verhältnis gesetzt. Einer Studie (Untersuchung von 363 Klassenräumen in 111 Schulen) aus Nordrhein-Westfalen zufolge steht Schüler*innen von Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien weniger Kubikmeter Luftraum zur Verfügung, als beispielsweise in Klassenräumen von Sonder- oder Berufsschulen. Entsprechend stark sind Abweichungen der durchschnittlichen CO₂-Konzentration. Denn wo sich mehr Menschen weniger Raum teilen, ist die Luft schneller „verbraucht“. Daneben spielen vor allem Aufenthaltsdauer und Aktivität der anwesenden Personen eine entscheidende Rolle. Betrachtet man die hohe Zahl und lange Anwesenheit der Schüler*innen in den Klassenräumen, werden die Ursachen der CO₂-Problematik sehr deutlich.
Gutes Raumklima – besseres Unterrichtsklima
Wird die Konzentration von CO₂ im Raum reduziert, wächst bei den Schüler*innen die Konzentration auf Lehrinhalte. Regelmäßige Frischluftzufuhr verbessert also nicht nur das Raumklima, sondern auch das Unterrichtsklima. Die mündliche Mitarbeit wird intensiviert und die Schüler*innen zeigen mehr Interesse am Dialog. Klar, dass ein solches Szenario auch den Stresspegel bei Lehrkräften reduziert. Ein Gewinn für alle, denn eine entspanntere Atmosphäre verbessert die Unterrichtsqualität und Lernerfolge merklich.
Aufatmen durch vorbildliche Klimatisierung
So sinnvoll das regelmäßige Lüften an Schulen auch ist – die alleinige Dauerlösung kann es nicht sein. Zu kurz wirken die Effekte, zu störend sind die Begleiterscheinungen. Vielmehr sind ausgefeilte raumlufttechnische Maßnahmen gefragt, die niemanden vom Unterrichtsgeschehen ablenken, sondern kontinuierlich für ein lernfreundliches Raumklima sorgen. Denn Raumlufttechnische Geräte sichern nicht nur einen dauerhaften Luftaustausch. Sie temperieren auch, regulieren die Luftfeuchtigkeit und filtern Schadstoffe. Wie verlässlich solche Systeme funktionieren, ist in vielen modernen Schulgebäuden bereits Tag für Tag spür- und messbar. Eines von vielen Beispielen, auf das robatherm verweisen kann, ist das Gymnasium Diedorf, das u.a. mit dem deutschen Architekturpreis ausgezeichnet wurde.
Nachgefragt: Wie Lehrkräfte die Luft in Schulen bewerten
Als Spezialist für raumlufttechnische Geräte wollte es robatherm aus erster Hand wissen. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wurden 50 Lehrer*innen verschiedenster Schulformen zur gefühlten Raumluftqualität und den persönlichen Beobachtungen zum Lüftungsverhalten in ihren Schulen befragt. Es ist zwar nur ein Ausschnitt der aktuellen Situation, doch zeichnen die Ergebnisse ein recht klares Bild: Durch die meist rund fünfminütigen Lüftungspausen fühlen sich die Lehrkräfte mehrheitlich etwas sicherer vor einer Infektion. Allerdings beklagt ein Großteil der Befragten die daraus resultierende Ablenkung der Schüler*innen und die häufigen Temperaturschwankungen im Klassenzimmer. Zudem empfinden 88% der Befragten, dass die positive Wirkung durch das Stoßlüften nur für kurze Zeit spürbar sei. Unabhängig von der gegenwärtigen Pandemiesituation nehmen nahezu alle befragten Lehrer*innen häufig „verbrauchte“ Luft im Klassenzimmer wahr. Viele sehen ihren Unterricht von den herrschenden Bedingungen ihrer Schule beeinträchtigt. Insgesamt also ein Zeugnis mit Verbesserungspotenzial.