Verborgene Performance.
Sie ist Pulsschlag und Atemzug einer funktionierenden Architektur: robatherm gibt Einblicke in seine Gebäudetechnik. Gebäude können beeindrucken. Richtig faszinierend sind sie aber erst, wenn Design, Funktion und Betrieb überzeugen. Ein wichtiges Element ist die Gebäudetechnik. Durch die gesammelten Erfahrungen am Standort Jettingen-Scheppach kennt sich robatherm auf diesem breiten Terrain besser aus als man vielleicht von einem Unternehmen, das sich auf Raumlufttechnik spezialisiert hat, vermuten könnte.
Ein Blick hinter die Kulissen
In der Gebäudetechnik ist es wie bei so vielem im Leben. Arbeit, die erst gar nicht anfällt, muss auch nicht erledigt werden. Und genau aus diesem Grund war es bei unserem Verwaltungsgebäude wichtig, ein starkes Aufheizen durch die Sonneneinstrahlung von außen erst gar nicht zuzulassen, um den Kühlbedarf so gering wie möglich zu halten. Bei den vollverglasten Obergeschossen gelingt dies auf zweifachem Wege: Einerseits durch eine Doppelfassade mit wärmedämmender Verglasung. Zudem befindet sich im natürlich be- und entlüfteten Wartungsgang der Doppelfassade eine automatisierte Beschattungsanlage, die wirksamen Sonnenschutz bietet. Ebenfalls durch den Wärmeeintrag von außen geschützt ist das Erdgeschoss, welches fast vollständig von einem grünen Hügel bedeckt wird.
Komfortabel und klimafreundlich temperiert
Die effiziente Wärmeregulierung im Verwaltungsgebäude erfolgt in erster Linie über Heiz- und Kühldecken. Während im Meetingbereich ein 4-Leiter System mit 6-Wege-Ventilen die ganzjährig automatisierte Umschaltung von Heizen und Kühlen ermöglicht, kommt in den Büros ein 2-Leiter System mit wählbarer Einstellung auf Heiz- oder Kühlbetrieb zum Einsatz. Dank einer Luftaustrittsgeschwindigkeit von weniger als 0,2 m/s ist ein Arbeiten ohne Zugluft gesichert. Ausgewählte Bereiche verfügen zusätzlich über eine Fußbodenheizung oder auch -kühlung. Die Temperierung des Gebäudes ist eine Sache, die Erzeugung und Speicherung der dafür notwendigen Energie eine andere.
Umweltschonendes Zusammenspiel verschiedenster Technologien
Der Anspruch, dass effiziente und zukunftsfähige Lösungen zum Einsatz kommen, beschränkte sich bei robatherm nicht nur auf die Raumlufttechnik. Dieser Anspruch gilt für die gesamte Gebäudetechnik. In der Installationsübersicht wird deutlich, dass unterschiedlichste Technologien in der Gebäudetechnik bei robatherm zusammenarbeiten. Erst das gelungene Zusammenspiel von Absorptionskälteanlage, Wärmepumpe, Photovoltaikanlage, Blockheizkraftwerk, Rückkühler und Eisspeicher ermöglicht einen umweltfreundlichen Betrieb des Gebäudes.
Raumklima aus eigenem Hause
Insgesamt vier robatherm RLT-Geräte versorgen das Verwaltungsgebäude mit einwandfrei hygienischer Luft. Auffällig ist das markante Design mit tiefschwarzem Gehäuse. Für dauerhaft sichere Hygiene ist ihre Innenseite antimikrobiell pulverbeschichtet. Für die Wärmerückgewinnung kommen sowohl Plattentauscher als auch Rotoren zum Einsatz. Sämtliche RLT-Geräte entsprechen der Energie-Effizienzklasse A+ (nach EUROVENT). Es zeigt sich bei der Raumlufttechnik wie auch bei der gesamten Gebäudetechnik: Der schonende Umgang mit Ressourcen steht bei robatherm hoch im Kurs.
Automatisch abgestimmt und zentral geregelt
Um den Betrieb der Gebäudetechnik auch effizient steuern, regeln und überwachen zu können, setzt robatherm auf eine moderne Gebäudeleittechnik. Dabei wird sichergestellt, dass alle beteiligten Komponenten optimal miteinander arbeiten und ihre Funktionen nahtlos ineinandergreifen. Dank Aufschaltung unserer Gebäudetechnik auf die bestehende Gebäudeleittechnik der Produktion sind Visualisierung, Bedienung, Betriebs- und Störmeldungen sowie Betriebsaufzeichnungen (Trends) zentral gebündelt.
Interesse geweckt?
Sprechen Sie uns an. Bei einem Besuch in unserem Haus zeigen wir Ihnen gerne die Gebäudetechnik im Detail und freuen uns auf einen interessanten Erfahrungsaustausch.
Einige der eingesetzten Technologien im Überblick:
Ein zentrales Element ist die Wasser/Wasser-Wärmepumpe, die von robatherm selbst entwickelt wurde. Es handelt sich um eine umschaltbare Verbundanlage zur Kalt- und Warmwassererzeugung. Eine Herausforderung war der Spagat zwischen sehr tiefen Temperaturen im Winterbetrieb und hohen Temperaturen im Sommerbetrieb in Kombination mit einem Eisspeicher. Besonders ist die Prozessumkehr im Kältekreislauf und der Einsatz von insgesamt vier Plattenwärmetauschern. Die Umschaltung musste zwischen getrennten Glykol-Wasser- und Wasser-Kreisläufen erfolgen, daher wurde auf vier anstelle von zwei Plattenwärmetauscher gesetzt. Durch die Prozessumkehr im Kältekreislauf kann im Maschinenraum sehr viel Platz gespart werden, denn die Nennweiten von Rohrleitungen und Ventilen sind deutlich kleiner im Vergleich zum Wasserkreislauf.
Zur Erzeugung von Kaltwasser setzt robatherm auf die freie Kühlung. Bei dieser Variante kommt der Eisspeicher zum Einsatz: Sobald seine Temperatur unter 15 Grad Celsius gesunken ist, wird das Wasser zur freien Kühlung verwendet. Ein Prinzip, das sich üblicherweise von November bis Mai nutzen lässt und mithilfe dessen beispielsweise der Serverraum umweltfreundlich gekühlt wird.
Als weitere effiziente Lösung wurde eine Absorptionskälteanlage integriert. Bei diesem thermischen Verdichter dient Wasser als Kältemittel und Lithiumbromid als Lösungsmittel. Die bei robatherm eingesetzte Komponente erreicht eine Kälteleistung von 65 kW und bezieht Wärme aus dem Hochtemperatur-Pufferspeicher.
Das BHKW könnte man auch als Herzstück unserer Energie- und Warmwasser-Erzeugung bezeichnen. Es versorgt das Verwaltungsgebäude mit 50 kW Strom und 80 kW Wärme. Im Winter wird seine Leistung für die Heizung genutzt – im Sommer wird mit der Wärme die Absorptionskälteanlage betrieben, um Kaltwasser zu erzeugen. Der ökonomische und ökologische Vorteil des BHKW liegt darin, dass robatherm die gesamte Energie direkt vor Ort nutzt.
Als Ergänzung zum BHKW wurde auf dem Dach des Verwaltungsgebäudes eine Photovoltaik-Anlage installiert. Ihre 276 Module erzielen durch die Ost-West-Ausrichtung zwar eine geringere Spitzenleistung, dafür erzeugen sie dank der Ausrichtung über den Tagesverlauf hinweg den Strom über einen längeren Zeitraum. In Kombination mit dem BHKW beträgt ihr Anteil an der Eigenerzeugung bis zu 75 % des Stromverbrauchs unserer Verwaltung in Scheppach.
Als sogenannter Latentwärmespeicher kann der Eisspeicher Energie saisonübergreifend speichern. Durch seine Eigenschaft, jegliche Abwärme zu speichern, geht bei dieser Technologie übrigens kaum Energie verloren. Das Speichersystem besteht aus einem unterirdischen Betonbecken mit 271 m³ Wasservolumen, in dem ein Entzugswärmetauscher von 4.275 m Länge verbaut ist. Durch Wärmeabgabe an den Wärmetauscher vereist das Wassers sukzessive von innen nach außen. Ziel der Konstruktion ist es, die Kristallisationswärme zu nutzen. Diese wird unter anderem dann freigesetzt, wenn flüssiges Wasser zu Eis gefriert. Beim Übergang in diesen festen Aggregatzustand wird übrigens genau so viel Wärme freigesetzt, wie man benötigen würde, um dieselbe Menge Wasser von Null Grad Celsius auf 80 Grad Celsius zu erhitzen. Im Klartext: während der Wintermonate wird ein beachtliches Energiepotenzial nutzbar gemacht, das sich das ganze Jahr über ausschöpfen lässt.
So heizt der Eisspeicher im Winter: Durch den Vereisungsprozess wird Wärmeenergie aus dem Eisspeicher entzogen. Diese wird über die Wärmepumpe zur Erzeugung von Warmwasser genutzt.
So kühlt der Eisspeicher im Sommer: Das Eis wird wieder freigesetzt. Die daraus resultierende Kälte wird zur Kühlung und zur Erzeugung von Kaltwasser genutzt.
Durch die geschickte Verbindung von Eisspeicher und Wärmepumpe sowie Absorptionskälteanlage und BHKW wurde bei robatherm eine ebenso umweltfreundliche wie wirtschaftliche Lösung zum Heizen und Kühlen realisiert.
Interview
Manuela Engel arbeitet bei robatherm im Facility Management und kümmert sich u.a. um die Gebäudetechnik am Standort Jettingen-Scheppach.
Klimaschutz ist in aller Munde – kann moderne Gebäudetechnik hierzu einen Beitrag leisten?
Manuela Engel: „Absolut. Mithilfe moderner Gebäudetechnik ist es möglich, dass wir möglichst effizient angenehme Bedingungen im Raum schaffen. Nachdem die Energie-Ressourcen knapp sind, wäre die andere Alternative, unsere Standards hinsichtlich Komfort zu reduzieren. Das kann allerdings keine Lösung sein. Somit ist die Gebäudetechnik unsere Stellschraube, um einerseits komfortable, angenehme Raumbedingungen zu ermöglichen und andererseits die benötigte Energie effizient und umweltfreundlich zu nutzen.“
Wie lässt sich die Gebäudetechnik bei robatherm charakterisieren?
Manuela Engel: „Die Gebäudetechnik bei robatherm zeichnet sich dadurch aus, dass es nicht nur die eine Lösung gibt. Sondern dass erst das Zusammenspiel unterschiedlichster Technologien einen wirklich effizienten Betrieb ermöglichen. Dies gilt für das Energiekonzept eines Gebäudes genauso, wie vermutlich für die gesamte Energiepolitik eines Landes. Eisspeicher, Blockheizkraftwerke, Wärmepumpen, Photovoltaik, Absorptionskälteanlage, Gas-Brennwert-Kessel und vieles mehr: Es ist die Kombination vieler Komponenten, die charakteristisch für die Gebäudetechnik bei robatherm ist.“
Stichwort Effizienz – wie wird das rundum verglaste Verwaltungsgebäude im Sommer gekühlt?
Manuela Engel: „Oft wird die Frage gestellt, ob die Büros im Sommer nicht zur Sauna würden. Dies ist keineswegs der Fall. Bevor es um die Kühlung geht, sollte man dafür sorgen, dass sich das Gebäude gar nicht erst so stark aufheizt. Die Doppelfassade mit durchlüftetem Wartungsgang und automatischer Beschattung helfen dabei, die Wärme draußen zu lassen. Nachts nutzen wir die RLT-Geräte für die Nachtlüftung, um die Räume mithilfe der kalten Außenluft zu kühlen. Um dann die Räume untertags zu kühlen, kommen die Kühldecken oder im Erdgeschoss die Fußbodenkühlung zum Einsatz. Dank der Wärmepumpe und des Eisspeichers sowie der AKA in Kombination mit dem BHKW können wir die dafür notwendige Energie effizient zur Verfügung stellen.
Gibt es eine Komponente oder Funktionsweise, die Sie persönlich besonders beeindruckt?
Manuela Engel: „Ich finde nach wie vor den Eisspeicher faszinierend. Es beeindruckt mich immer wieder, hier unterirdisch einen großen Energiespeicher zu haben, den wir saisonübergreifend nutzen können. Das Grundprinzip ist ebenso einfach wie effizient.“
Sieht so aus, als hätte robatherm seine Expertise für Gebäudetechnik deutlich erweitert. Welchen Effekt hat das für die Kunden?
Manuela Engel: „Als Hersteller von raumlufttechnischen Geräten kennen wir uns auf diesem Gebiet natürlich bestens aus. Beim Neubau unserer Gebäude für Produktion und Verwaltung wurde die dazugehörige Gebäudetechnik natürlich ein großes Thema. Dadurch konnten wir in den letzten Jahren wertvolle Erkenntnisse in anderen Gewerken sammeln. Wir haben uns also intensiv mit einem Themenbereich beschäftigt, in dem ja viele unserer Kunden zuhause sind. Ich bin sicher, dass für sie auch die Gebäudetechnik bei robatherm interessant ist und wir gemeinsam von diesen neuen Perspektiven profitieren. Speziell der Technikraum, u.a. mit den RLT-Geräten, ist definitiv einen Besuch wert.“